25 Mai 2009

Antizyklisch

Die Staumeldungen des vergangenen Wochenendes haben dazu geführt, dass ich erstens das Radio ausgeschaltet habe, weil die Staus länger waren als die ursprüngliche Sendung. Nachdem ich mir dann zweitens keine Gedanken mehr darum machen musste, was, zum Donner, die halbe Welt am Hattenbacher Dreieck treibt, konnte ich sie drittens schweifen lassen.

Heraus kam die folgende Idee: Warum eigentlich gehen oder fahren wir nicht einmal antizyklisch durchs Leben? Wir hätten möglicherweise viel mehr Zeit, noch mehr Spaß und würden uns weniger ärgern. (Wie der Satz schon sehr passend sagt: WIR ärgern UNS. Niemand sonst.)

Unten finden Sie ein paar Anregungen, von denen ich einige bereits selbst sehr erfolgreich und entspannt ausprobiert habe. Ist also nicht nur pure Theorie.

So gehe ich zum Beispiel gern in die Sauna, die direkt neben der liegt, in der in fünf Minuten der Honigaufguss zelebriert werden wird. Dann sitzen nämlich alle da drinnen, schmieren sich mit Honig ein und bleiben aneinander kleben, während ich eine ganze Schwitzkabine für mich allein habe. Noch netter ist es, mitten im Sommer in die Sauna zu gehen. Dann hat man sogar den Honigaufguss fast für sich allein und den Vorteil, nur am Holz, nicht aber an den Sitznachbarn zu kleben.
Tanzen gehe ich auch eher früh. Dann habe ich nämlich Platz und mich ausgetobt, bevor es voll wird. Und weil ich dann hochzufrieden und zu einer für ältere Menschen geeigneten Zeit ins Bett komme, muss ich weniger Jever Fun trinken, habe demzufolge keinen Blubberbauch und bin am nächsten Morgen wach und energiegeladen.
An Feiertagen bleibe ich zuhause und lese ein Buch. Oder, wenn das Wetter einfach zu schön ist, suche ich mir die Fahrradstrecke aus, auf der ich garantiert nicht auf überforderte Familienväter samt schlechtgelauntem Eheweib und quengelnder Brut treffe. Der Nachteil: Sie geht steil bergauf und durch unwegsames Gebiet. Der Vorteil: Ich muss nicht dauernd "Nicht erschrecken!" brüllen, wenn ich in etwas forscherem Tempo und entsprechender Sittenstrolchatmung an anderen Ausflüglern vorbeiziehe.

Und was Sie betrifft: Wie wäre es denn, wenn Sie den Brückentag zur Kommunikation mit dem oder der Liebsten nützten? Einmal lange im Bett bleiben, um dort Wasauchimmer zu tun, statt sich in den Stau zu stellen, an irgendeinem überfüllten Strand (ersatzweise gern auch Berg) überteuerte Bratwürstchen (ersatzweise gern auch Eis) zu essen, für die Sie stundenlang angestanden haben?
Was halten Sie davon, Ihren nächsten Urlaub erst dann anzutreten, wenn alle anderen schon weg sind? (Dieser Tipp macht natürlich nur Sinn, wenn Sie zu denjenigen gehören, die Staus samt dazugehörigen zwischenmenschlichen Unwägbarkeiten nicht genießen.)
Oder kaufen Sie Samstags vor 9.00 Uhr ein. Dann sind Sie fast allein im Laden und können sogar ein entspanntes Pläuschchen mit dem anderen Kunden oder der Kassiererin halten.

Wenn Ihnen noch mehr Beispiele einfallen, schreiben Sie gern einen Kommentar - eine Menge Menschen, die sich fragen, warum sie sich das Gedrängel, die Schlangensteherei und das schlechte Essen antun, werden Ihnen dankbar sein!

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