09 August 2009

Ein ganz normaler, ruhiger Sonntag?

Gegen 8.00, ich lag wach im Bett, freute mich darüber, nicht aufstehen zu müssen und plante Kaffee mit Buch im Bett, klingelte mein Telefon. Mutter war dran. Vor ihrem Fenster befände sich eine verletzte Taube. Sie hätte schon bei der Feuerwehr angerufen, aber die wären wenig hilfsbereit gewesen. Sie solle eine Stunde warten und sich dann wieder melden, wenn das Tier noch da wäre.
"Das mache ich natürlich nicht - die halten mich dann ja offensichtlich für bekloppt!" erklärte sie mir und bat mich um Rat.
"Ich schaue mal im www nach dem örtlichen Taubenzüchterverein. Vielleicht hat da ja jemand eine gute Idee." versprach ich und verabschiedete mich von Kaffee und Buch.
Nach einiger Sucherei wurde ich fündig und hatte einen sehr netten und hilfsbereiten Herrn am Telefon. "Einfangen, in einen Karton packen und auf mich warten. Ich nehme sie dann mit." wies er mich an.
Das erklärte ich meiner Mutter. "Ich glaube, die ist tot. Die rappelt und rührt sich nicht und hat sowas Grünes unter sich."
"Klopf doch mal ans Fenster, dann siehst Du, ob sie noch lebt!" schlug ich vor.
"Jetzt?" fragte sie.
"Ja. Jetzt ist genauso gut wie später. Ich warte solange." antwortete ich.
"Sie hat sich bewegt und ist auf die andere Seite der Fensterbank gegangen."
"Schön. Hast Du einen Schuhkarton?"
"Nö. Und glaub bloß nicht, dass ich das Vieh anfasse! Wer weiß, was die für Krankheiten hat!"

Ich rief also wieder den freundlichen Brieftaubenzüchter an und erklärte ihm die Lage. Der fand, wenn halb Südniedersachsen wegen einer verunfallten Taube auf den Beinen sei, könnte er jetzt auch noch einen Kollegen wecken, der näher dran wohnte und keine Angst vor kranken Tauben hatte.

Nachdem die Taube abgeholt worden war, rief meine Mutter im Abstand von einer halben Stunde zweimal an. Beim ersten Mal teilte sie mir mit, dass die Taube jetzt weg und sie immer noch sehr aufgeregt sei. Kurz nach Entfernung der Taube hatte sie noch einen renitenten Nachtfalter erschlagen müssen.
Beim zweiten Mal fragte sie mich, ob sie mir schon gesagt hätte, dass die Taube weg sei.

Da ich ohnehin wach war, konnte ich auch laufen. Nach dem gestrigen Unwetter war es noch angenehm kühl, und auf meinem Trainingsplan standen 16 Kilometer. Je eher ich loslief, desto besser. Meine Gedanken liefen mit und beschäftigten sich mit Zauberei, Wünschen, Träumen und Ent-Täuschungen. Und Schnecken. Die Wege waren voll davon.

Nach Mittagessen und Faulenzen hatte ich das Gefühl, mich noch ein wenig um den Schrumpel mittschiffs kümmern zu müssen, schnappte mir mein Fahrrad und begab mich ins nächstgelegene Fitnessstudio. Ich war gerade ein paar Minuten dort, da raste eine rotgetigerte Katze wie ein geölter Blitz und sichtlich verängstigt durch die Halle. An einem Ergometer hob sie den Schwanz und markierte das Gerät. Kurz darauf erbarmte sich dann eine Servicekraft und zeigte ihr den Weg hinaus. (Das wäre vielleicht eine neue Geschäftsidee: Tiersitting, während Herrchen oder Frauchen trainieren!)

Auf der Rückfahrt fand ein wildgewordener tiefergelgter Northeimer in seinem 3er BMW, dass ich auf der Straße nichts zu suchen hätte und raste mit gefühlten 5 cm Abstand und in einem Affenzahn an mir vorbei. Ich schimpfte ihm lautstark und völlig sinnlos hinterher. Kurz darauf kam mir eine kleine Kutsche mit zwei Miniaturpferdchen entgegen. Ein paar Kilometer vor Whausen sah ich noch eine schluchzende Frau auf einer Bank. War wahrscheinlich gerade verlassen worden. Oder ist Single, hat weder Brieftaube noch Katze und ist deswegen deprimiert.

Der Plan für den Rest des Abends: Baden, Rosé auf dem Balkon, Vögel und Sonnenuntergang gucken und früh ins Bett.

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