20 September 2011

Verkehrsnachrichten

In einschlägigen Motivationsbüchern heißt es ja immer, man solle sich nur mit den sinnstiftenden Dingen des Lebens beschäftigen. Robert T. Betz sagt das auch und befindet stundenlanges Abhören der Verkehrsnachrichten als Zeit- und damit Lebensverschwendung.

Ich nicht.

Verkehrsnachrichten sind neutral, weit weg und ungefährlich. Ich erfahre von Staus oder zähfließendem Verkehr bei Lauenau, höre, dass an der Anschlussstelle Isernhagen gerade wieder eine einspurige Baustelle, die A38 wegen des Papstbesuches komplett gesperrt ist, dass bei Bad Nenndorf eine Ölspur den Verkehr aufhält und am Kreuz Drammetal ein LKW querliegt. Kurz hinter Bockenem verliert ein Transporter Hühnereier, und die freilaufenden Schweine auf der A5 verhindern den direkten Weg ins Frankfurter Bankenviertel.

Ich befinde mich irgendwo zwischen Whausen und Göttingen oder auf dem Rückweg. Es ist mir piepegal, ob der Verkehr 240 km südöstlich von mir zum Erliegen kommt.

Ich höre Verkehrsnachrichten, um zu entspannen. Irgendwo gibt es Menschen, die langsamer vorankommen als ich. Im Hessischen ruht der Verkehr; im Südniedersächsischen befindet sich nur dieser unselige Kia Weißnichtwas vor mir, in dem Marcel und Jaqueline mitfahren. Alles ist gut. Mein Leben läuft in ruhigen, geordneten Bahnen. Der Stau ist anderswo.

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