08 September 2014

Aufwachen, bitte!

Heute bin ich extra früh aufgestanden, um vor dem Einfall der putzig gekleideten Schüler/innen der berufsbildenden Schulen das Städtchen zu verlassen und mal etwas früher bei der Arbeit zu sein. Etwas übermüdet sitze ich im Auto. Der Liebste fährt. Vor uns ein silberner Mercedes in gemächlichem Tempo, der konsequent 10 km/h unter der erlaubten Geschwindigkeit bleibt. 

Als wir (ich schreibe "wir", weil ich eine sehr aktive Beifahrerin bin und dem Fahrer gern unbestellte Tipps gebe) den Silberpfeil gefühlte 30 Kilometer später überholen, sehen wir eine ältere Dame, in sozialistischer Einheitshaltung hinter dem Steuer festgeklemmt, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ich kann mir vorstellen, dass sie gerade auf dem Weg zum Orthopäden ist. Nackensteife.

Für eine Weile geht es flott voran. Allerdings nur für eine kurze Weile, denn dann ist ein ebenfalls silberfarbener Ford Focus vorfahrtsberechtigt und schiebt sich vorsichtig und zentimeterweise auf die Hauptstraße. Ich hasse rechts vor links! 
Wir haben die Gelegenheit, den grünen Aufkleber hinten links zu entziffern. "Landwirtschaft dient allen." steht dort. "Mir nicht!" denke ich, denn im Moment sorgt zumindest der Landwirt nur dafür, meinen Blutdruck in die Höhe zu treiben und ein pünktliches Erscheinen am Arbeitsplatz zu verhindern.

Der Aufkleber an der Windschutzscheibe der potentiellen Rennmaschine schwärmt vom letzten Treckertreffen in Peenemünde, und mir wird klar, dass der Fahrer mental noch nicht umgestiegen ist. Er treckert noch.

Das tut er bis zum Ortseingang Göttingen, wo wir ihn links stehen lassen dürfen.

Ich frage mich wie fast jeden Morgen, welche Energie ich ins Universum geschickt habe, dass regelmäßig jeden Morgen ganze Rudel von Schnarchtatzen vor mir auf der Straße ihr Unwesen treiben. 

Soll ich Geduld lernen? Zu spät. 

Soll ich aufgrund des Leidensdrucks und meines brachliegenden Nervenkostüms in die Lage versetzt werden, eine neue Massenvernichtungswaffe speziell für langsam fahrende PKW zu entwickeln? Würde ich gern, wenn ich keine Naturwissenschaftslegasthenikerin wäre!

Soll ich meine Hemmungen überwinden, mich von meinem kleinen Peugeot verabschieden und das nächste Verkehrshindernis auf Reifen einfach rammen? 

Das scheint mir zumindest ein verlockender Gedanke zu sein. Dann wird mein nächstes Auto ein Hummer mit verstärkter Stoßstange.

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