Ob es daran liegt, dass der Herr Schmitt eine reinkarnierte Katze ist (was man auch daran erkennen kann, dass er nicht spiralförmig scheißt) oder an fortschreitender Demenz, vermag ich nicht zu sagen. Das Ergebnis wäre auch das gleiche: Herr Schmitt verläuft sich gern und immer häufiger.
Als ich ihn vor fast zwei Jahren kennenlernte, war er auch schon starrsinnig und ging gern seiner eigenen Wege - ganz besonders, wenn er Reh oder Hase in die Nase bekam. Das hatte allerdings etwas Planvolles; Reh riechen und hinterherrennen gehört für einen ordentlichen Hund zum Tagesgeschäft. Herr Schmitt hat nach so einem Jagdausflug auch immer zum Auto zurückgefunden - wenn er es für den passenden Zeitpunkt hielt.
Heute ist an Jagen nicht mehr zu denken. Stattdessen haben wir eine neue, für die Person auf zwei Beinen aber ebenso anstrengende Eigenart entwickelt: Wir drehen unvermittelt um, biegen ab, rennen ins nächste Maisfeld, anderen Hunden und ihren Leinenziehern hinterher oder gern auch einmal Richtung Bundesstraße.
Im Menschenradio hieße es wahrscheinlich: "Vermisst wird Herr Schmitt aus Witzenhausen. Er ist dreizehn Jahre alt, braun-schwarz gekleidet, hat eine Sehbehinderung und ist orientierungslos."
Glücklicherweise sind wir Menschen aber noch recht gut zu Fuß, so dass wir ihn mit einem Zwischenspurt zwanzig Meter vor der Einmündung zur Bundesstraße am Schlafittchen kriegen, uns laut "Schmihitt!" rufend kreuz und quer durch das gesamte Maisfeld kämpfen oder ihn mit sanfter Ansprache ("Gut gelaufen, ja, Herr Schmitt, hier geht es lang! Komm, noch ein kleines Stückchen! Achtung - Baum! Feiner Hund!" auf dem gesamten Weg wieder Richtung Heimat führen.
Glauben Sie mir: Altern ist nichts für Schwächlinge!
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