08 Februar 2017

Weil ich es mir wert bin!

Mit gebremstem Schaum legte er seinen Arm um sie und raunte ihr ins Ohr: "Da weiß man, was man hat." Sie dachte: "Klar, nimm seine Pakete an. Dann klappt's auch mit dem Nachbarn - aus Erfahrung gut." Allerdings war sie noch nicht sicher, ob sie überhaupt wollte, dass es klappt. Der Kerl sah zwar gut aus, aber seine Umgangsformen entsprachen nicht ganz ihren Vorstellungen.

Sie betraten die Wohnung. Er kniff ihr neckisch in den Hintern und lachte: "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen!" Jetzt hatte sie genug. Sie bugsierte ihn wieder zur Haustür hinaus, gab ihm einen kräftigen Schubs und knallte die Tür hinter ihm zu. "Okay, ich hatte mir das anders gedacht. Egal. Er hat überhaupt nicht gebohrt. Und wird das auch garantiert nicht tun. Da suche ich mir doch lieber einen, der weiß, dass es auch die feine englische Art gibt."
Ja, der Gentleman... Nie war er so wertvoll wie heute!

Sie ließ sich auf der Couch nieder, versammelte ihre Süßigkeiten um sich und inhalierte in kürzester Zeit drei Tafeln der quadratisch, praktisch, guten Alpenmilchschokolade und eine Packung Schokoküsse. "Mann, sind die dick, Mann!" rief sie kichernd in den leeren Raum.

Dann klingelte das Telefon. Ihre beste Freundin erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. "Ach, weiß Du, ich glaube, ich habe keine Lust mehr, mich für irgendwelche Kerle zu verbiegen. Ich will so bleiben, wie ich bin!" erklärte sie. Die Freundin war skeptisch: "Und du meinst, das hältst Du durch?" "Nicht immer, aber immer öfter!" Dann berichtete sie, wie sie den blöden Kerl wieder hinausgeworfen hatte. Dabei redete sie sich so in Rage, dass sie immer lauter wurde.
"Aber liebe Freundin, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Da musst Du eben mal die Arschbacken zusammenkneifen und Konsequenz zeigen, auch wenn es anstrengend ist. Es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben! Weißt Du was? Du solltest eine schöne Reise machen. Dir mal etwas Gutes tun. Den Duft der großen, weiten Welt schnuppern."
Sie dachte einen kurzen Moment nach. "Das ist eine gute Idee. Ich gehe gleich mal in die Stadt und lasse mich im Reisebüro beraten. Neckermann macht's möglich."
"So gefällst Du mir schon viel besser! Ich wusste doch, Dein hübsches Äußeres ist nicht alles; dahinter steckt immer ein kluger Kopf."
"Dankeschön! Ich lege jetzt auf. Es gibt viel zu tun. Packen wir's an!"

Über dem Reisebüro ihrer Wahl prangte ein großes Banner, auf dem stand: "Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Das klang gut. "Nichts ist unmöglich!" sagte sie sich und trat durch die Tür.

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